Milch ist für Igel tabu
VIER PFOTEN gibt Tipps, wie Sie Igeln bei der Vorbereitung auf den Winter helfen können
Hamburg, 03. November 2021 – Mit der kälter werdenden Jahreszeit bereiten sich die Igel auf ihren Winterschlaf vor. VIER PFOTEN Wildtierexpertin Eva Lindenschmidt, Diplom-Biologin bei der TIERART Wildtierstation, gibt Tipps wie Sie den Tieren am besten helfen und wann es gilt Abstand zu halten.
Nicht zu früh eingreifen
Igel müssen bis zum Spätherbst genügend Gewicht zugelegt haben um in den Winterschlaf gehen zu können. Da sie erst spät im Sommer geboren werden, wiegen viele Jungtiere dann noch weniger als 400 Gramm. Trotzdem sollte man ihnen Zeit geben, sich Winterspeck anzufuttern. Ab Mitte November sollten dann auch Jungtiere mindestens 500 Gramm schwer sein.
Igel sind Fleischfresser
Um ihre Energiereserven für den Winterschlaf aufzufüllen, sind Igel jetzt auf Nahrungssuche. Man kann ihnen helfen, indem man Futter bereithält. Die wilden Wanderer sind Fleischfresser und brauchen tierische Proteine. „Igel futtern nachts Schnecken, Käfer, Spinnen, Insekten und Larven. Wer ihnen die Futtersuche erleichtern will, kann eine Schale mit Katzenfutter aufstellen. Rohes Hackfleisch und Schweinefleisch gehört aufgrund möglicher Krankheitserreger nicht in den Igelnapf. „Auch Milch ist tabu. Denn Igel sind laktoseintolerant und bekommen davon ernsthafte Verdauungsbeschwerden, die sogar tödlich enden können“, so die VIER PFOTEN Wildtierexpertin.
VIER PFOTEN Futter-Tipp:
Wer den Igeln etwas Gutes tun will, kann selbstgemachtes Spezialfutter anbieten. Dazu fettreiches Katzenfutter mit etwas zerdrücktem, gekochten Ei ohne Salz vermischen. Alternativ schmeckt den Igeln auch ungewürztes Rührei. Außerdem sollte ein Schälchen frisches Wasser nicht fehlen. Wichtig ist, dass die Futterschalen täglich gereinigt werden. Damit die Nachbarskatze nicht davon naschen kann, deckt man die Futterstelle mit einer Kiste oder ähnlichem ab.
Vorsicht vor dem Hund
Igel halten sich immer häufiger in Siedlungsbereichen auf. Wer einen jagdtriebigen Hund hat, sollte ihn abends zunächst nur angeleint rauslassen – das gilt auch für den eigenen Garten. Nach einer gemeinsamen Inspektion, ob ein Igel unterwegs ist oder nicht, kann man den Hund von der Leine lassen. „Manche Hunde reagieren wie verrückt auf Igel und lassen sich leider auch von den Stacheln nicht abschrecken. Um blutige Lefzen und verletzte Igel zu vermeiden, sollte man wachsam sein“, rät Biologin Lindenschmidt.
Achtung bei der Gartenarbeit
Vorsicht ist gerade jetzt im Herbst bei diversen Gartenarbeiten geboten. Das Verbrennen von aufgehäuften Ästen ohne vorheriges vorsichtiges Umschichten kann für Igel zur tödlichen Falle werden, wenn sie sich darunter versteckt halten. Die Wildtierexpertin rät daher zu Vorsicht bei dem Umgang mit Spaten oder Mistgabeln.
Hilfe in der Not
In einem großen Reisig- oder Komposthaufen in einer abgelegenen Ecke des Gartens oder im Schutz einer Laube, können Igel problemlos überwintern. Wer ein Igelnest findet, sollte es unbedingt in Ruhe lassen und das Tier nicht stören. Auch nach einem Sturm oder starkem Schneefall muss man sich keine Sorgen machen. „Igel sind Wildtiere und kommen mit widrigen Witterungsverhältnissen zurecht. Aber wenn sie sich schon zurückgezogen haben und man ihnen zu nahe kommt, kann man sie unnötig stressen. Findet man tatsächlich einen kranken, verletzten oder verwaisten Igel, sollte man sich an eine Wildtierstation oder einen wildtierkundigen Tierarzt wenden, wie weiter vorzugehen ist“, rät Eva Lindenschmidt.
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Eva Lindenschmidt steht für Interviews zur Verfügung.
VIER PFOTEN ist eine international tätige Tierschutzorganisation mit Hauptsitz in Wien. Die 1988 von Heli Dungler und Freunden gegründete Organisation hat das Ziel, Tieren in Not mit nachhaltigen Kampagnen und Projekten zu helfen. Grundlagen dafür sind wissenschaftliche Expertise, fundierte Recherchen sowie intensives nationales und internationales Lobbying. Der Fokus liegt auf Tieren, die unter direktem menschlichen Einfluss stehen: Streunerhunden und -katzen, Nutz-, Heim- und Wildtieren wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans aus nicht artgemäßer Haltung. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Großbritannien, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA und Vietnam sorgt VIER PFOTEN für rasche und direkte Hilfe für Tiere in Not. www.vier-pfoten.de