Endlich Frühling: Unsere heimischen Wildtiere haben jetzt Nachwuchs
VIER PFOTEN gibt Tipps für einen achtsamen Spaziergang im Grünen
Hamburg, 22. März 2021 – Spaziergänge in freier Natur gehören sicherlich zu den beliebtesten Freizeitaktivitäten während der Corona-Pandemie. Doch unsere Wälder sind nicht nur Erholungsraum für uns Menschen, sondern in erster Linie Lebensraum für eine große Anzahl von Wildtieren.
Eva Lindenschmidt, Diplom-Biologin bei TIERART, einer Wildtierstation von VIER PFOTEN, gibt Tipps, wie wir uns im Wald verhalten sollten, um unsere heimischen Wildtiere zu schützen.
Wildtiere haben eine natürliche Scheu vor dem Menschen und meiden den Kontakt, so dass direkte Begegnungen mit ihnen eher selten vorkommen. Sie wittern uns schon lange, bevor wir sie wahrnehmen und ziehen sich unmittelbar in geschützte Bereiche zurück, wo sie Unterschlupf finden und sich verstecken können. Auch sind Wildtiere generell Menschen gegenüber nicht aggressiv. In bestimmten Situationen kann dennoch Vorsicht geboten sein, etwa bei der Begegnung mit Wildschweinen.
Beim Durchwandern von Dickicht oder Maisfeldern kann es passieren, dass man unverhofft direkt auf eine solche Familie trifft und bedroht oder in seltenen Fällen gar angegriffen wird. „Zur eigenen Sicherheit und auch aus Rücksicht auf die Ruhebereiche von Wildschwein und Co. sollten Waldwege und Wanderrouten daher nicht verlassen werden. Insbesondere dämmerungs- und nachtaktive Tiere ziehen sich tagsüber gerne ins Dickicht zurück und könnten durch das Eindringen von Menschen aufgeschreckt werden. Damit nachtaktive Waldbewohner ungestört auf Nahrungssuche oder Beutejagd auf Wiesen und Feldern gehen können, sollten sich Spaziergänger außerdem nach Einbruch der Abenddämmerung nicht mehr im Wald aufhalten“, ergänzt die Expertin.
Nicht jedes Jungtier ist verwaist
Im Frühling ist zu beachten, dass zu dieser Jahreszeit die Jungtiere zur Welt kommen und gerade dann Störungen weitreichende Folgen haben können. Wer Wildtiere mit ihrem Nachwuchs sichtet, sollte sich umgehend leise und zügig entfernen. Dies gilt auch, wenn Jungtiere ohne ihre Mutter aufgefunden werden. „Feldhasen oder Rehe beispielsweise lassen ihre Jungen oft viele Stunden am Tag alleine. Sie kehren in regelmäßigen Abständen zum Säugen zurück, entfernen sich aber dann rasch wieder, um auf Nahrungssuche zu gehen und keine Aufmerksamkeit möglicher Beutegreife auf das Jungtier zu lenken“, weiß Eva Lindenschmidt. „Die Kleinen verharren in der Zwischenzeit regungslos im Gras und laufen auch meist nicht davon, wenn ein Mensch sich nähert. Dies ist vollkommen normal und kein Grund, diese Tiere aufzusammeln oder anzufassen. Auch hier gilt: entfernen Sie sich zügig, um jeglichen Stress für das Tier zu vermeiden oder gar die in der Nähe befindliche Mutter zu verjagen.“
Hunde bitte an die Leine nehmen
Auch Hunde sollten unbedingt, zumindest während der Frühjahrs- und Sommermonate, angeleint bleiben. Jedes Jahr kommt es vielfach zu Verletzungen junger Wildtiere durch freilaufende Hunde, die dadurch vermieden werden könnten.
Hände weg von jungen Wildtieren
„Wer ein vermeintlich krankes, verletztes oder verwaistes Wildtier auffindet und sich unsicher ist, ob es Hilfe benötigt, sollte nicht zögern, zunächst eine fachkundige Stelle um Rat zu fragen, bevor er selbst handelt und das Tier möglicherweise grundlos einsammelt. Ansprechpartner in solchen Fällen sind Wildtierstationen, örtliche Naturschutz- oder Tierschutzvereine, Förster, Jäger oder die Polizei. Es ist zu beachten, dass die Nähe und Berührung durch Menschen eheblichen Stress bei Wildtieren verursacht. Insbesondere verletzte Tiere, die zusätzlich unter Schmerzen leiden, können in Panik geraten, sich dadurch noch stärker verletzen oder auch kräftig zubeißen“, so der Rat der Expertin.
Müll zerstört den Lebensraum
Auch sollte es selbstverständlich sein, keinen Müll im Wald zurückzulassen. Weggeworfene Dosen oder Plastiktüten verschmutzen nicht nur unsere Umwelt, sie können auch zur Gefahr für Tiere werden, die sich darin verfangen oder daran verletzen. Glasflaschen oder weggeworfene Zigaretten können unter Umständen bei trockener Witterung sogar Waldbrände auslösen. Wer Erholung draußen in der Natur sucht, sollte darauf bedacht sein, unsere heimischen Wildtiere in ihrem Lebensraum nicht zu stören oder zu gefährden und entsprechend Rücksicht zu nehmen. Die Begegnung mit einem Wildtier, das man aus sicherer Entfernung in seinem natürlichen Umfeld beobachten darf, kann bei einem solchen Ausflug ein ganz besonderes Erlebnis sein.
VIER PFOTEN ist eine international tätige Tierschutzorganisation mit Hauptsitz in Wien. Die 1988 von Heli Dungler und Freunden gegründete Organisation hat das Ziel, Tieren in Not mit nachhaltigen Kampagnen und Projekten zu helfen. Grundlagen dafür sind wissenschaftliche Expertise, fundierte Recherchen sowie intensives nationales und internationales Lobbying. Der Fokus liegt auf Tieren, die unter direktem menschlichen Einfluss stehen: Streunerhunden und -katzen, Nutz-, Heim- und Wildtieren wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans aus nicht artgemäßer Haltung. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Großbritannien, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA und Vietnam sorgt VIER PFOTEN für rasche und direkte Hilfe für Tiere in Not. www.vier-pfoten.de