So kommen Igel gut durch die kalte Jahreszeit
VIER PFOTEN gibt Tipps für einen igelfreundlichen Garten
Hamburg, 18. Oktober 2023 – In unberührter Landschaft mit viel Grasland, Hecken und Sträuchern finden Igel reichlich Nahrung und Unterschlupf. Durch zunehmende Eingriffe des Menschen in die Natur, halten sich Igel jedoch immer häufiger in Siedlungsbereichen auf, die wenig Futter und Versteckmöglichkeiten bieten. „Wer den stacheligen Besuchern etwas Gutes tun will, kann seinen Garten igelfreundlich gestalten und die Tiere bei der Futtersuche unterstützen“, sagt Eva Lindenschmidt, Diplom-Biologin und Wildtierexpertin bei TIERART Wildtierstation von VIER PFOTEN und gibt Tipps für den richtigen Umgang mit Igeln.
Die geeignete Futterstelle
Während der Wintermonate halten Igel Winterschlaf. Herztätigkeit, Atmung und Körpertemperatur werden dabei stark reduziert. Fettpolster, die sich die Tiere bis zum Herbst angefressen haben, dienen als Energiereserven.
Tagaktivität – ein Alarmzeichen
Igel sind dämmerungs- und nachtaktiv. Kranke Tiere fallen durch zielloses Umherlaufen am Tage, Befall durch Parasiten oder apathisches Verhalten auf. „Solche Tiere haben ohne Hilfe keine Chance, den Winter zu überstehen und gehören in fachkundige Hände, um entsprechend behandelt und ggf. über den Winter in menschlicher Obhut untergebracht werden zu können. Am besten kontaktiert man in solch einem Fall direkt die nächstgelegene Wildtierstation“, so die Diplom-Biologin.
Igelburg und Co. – so wird der Garten igelfreundlich
In grobmaschigen Drahtzäunen können sich die Tiere leicht verfangen. Ideal sind Umzäunungen aus Hecken. Im Garten selbst sollte es Gebüsch, Laub- oder Reisighaufen geben; sie bieten den Tieren die Möglichkeit, Überwinterungsquartiere anzulegen. „Das Errichten einer Igelburg im eigenen Garten ist auch ohne besondere handwerkliche Fähigkeiten möglich und das benötigte Material meist ohnehin vorhanden. Besonders wichtig ist die Wahl des richtigen Standortes. Die Igelburg sollte niemals in einer Senke errichtet werden, in der sich Wasser sammeln kann, sondern idealerweise auf etwas erhöhtem Terrain unter Sträuchern in einem ruhigen und möglichst wind- und wettergeschützten Bereich des Gartens. Um den zukünftigen Bewohner vor Kälte und Feuchtigkeit zu schützen, legt man den Boden mit ein paar Steinen, Sand oder Holzbrettern aus und bedeckt die Fläche mit etwas trockenem Laub. Der Igel wird seine Behausung später selbst mit weiteren Materialien auspolstern. Darüber baut man aus einigen stabileren Ästen eine etwa kniehohe Kuppel, so dass ein Hohlraum entsteht. Auf das Grundgerüst werden nun weitere, dünnere Äste aufgelegt, die mit einer dicken Schicht Laub bedeckt werden. Zum Schluss schichtet man nochmal einige dünnere und dickere Äste darüber, damit das Laub nicht weggeweht wird und die Igelburg stabil und wetterfest wird. Selbstverständlich sollte man nicht vergessen, einen kleinen Zugang für den Igel freizulassen. Das fertige Quartier sollte eine Grundfläche von etwa 1,5m x 1,5m haben und 1m hoch sein. Der Hohlraum darin sollte etwa 50cm Durchmesser aufweisen. Wer die Igelburg nicht dauerhaft im Garten stehen lassen möchte, sollte sie dennoch keinesfalls im zeitigen Frühjahr entfernen, da sich der Igel bis März/April im Winterschlaf befindet", empfiehlt die VIER PFOTEN Expertin.
Vorsicht bei Gartenarbeiten
Das Verbrennen von aufgehäuften Ästen kann zur tödlichen Falle für Igel werden, die sich darunter versteckt halten. Auch der Einsatz von Laubsaugern, Mährobotern oder Motorsensen im hohen Gras und unter Sträuchern kann schlimme Folgen für Igel haben. „Wildtier- und Igelstationen berichten immer häufiger von Igeln mit tiefen Schnittwunden, abgetrennten Gliedmaßen oder Schnauzen. Igel stehen in weiten Teilen Deutschlands auf der Vorwarnliste gefährdeter Tierarten, so dass es unbedingt gilt, derartige Unfälle zu vermeiden“, mahnt Eva Lindenschmidt.
Wer seinen Garten naturnah gestaltet, Gefahrenquellen erkennt und beseitigt, leistet einen wichtigen Beitrag zum Schutz des Igels.
TIERART Wildtierstation
Die TIERART Wildtierstation beherbergt und pflegt zahlreiche heimische Wildtiere wie Füchse, Dachse, Wildkatzen, Waschbären, Hasen oder Igel. Manche Schützlinge sind nur vorübergehende Gäste. Nachdem sie medizinisch versorgt wurden und wieder genesen sind, werden sie wieder in die Wildnis entlassen. Tiere, die nicht wieder in die freie Natur ausgewildert werden können, finden hier ein dauerhaftes, artgemäßes Zuhause.
Die TIERART Wildtierstation von VIER PFOTEN gibt auch Großkatzen, die unter mangelhaften Bedingungen in Zoos, Zirkussen oder in privater Gefangenschaft gehalten wurden, eine neue, artgemäße Heimat. Seit 2017 betreibt die TIERART Wildtierstation in Zusammenarbeit mit dem EU-LIFE-LUCHS-Projekt eine Auffangstation für Luchse. 2021 eröffnete auf dem Gelände der Wildtierstation die deutschlandweit erste Auffangstation für Luchswaisen. Hier werden verletzte oder verwaiste Luchse aus dem Wiederansiedlungsprogramm aufgenommen, gepflegt und anschließend in Maßweiler/Rheinland-Pfalz ausgewildert.
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Eva Lindenschmidt steht für Interviews zur Verfügung.
VIER PFOTEN ist eine international tätige Tierschutzorganisation mit Hauptsitz in Wien. Die 1988 von Heli Dungler und Freunden gegründete Organisation hat das Ziel, Tieren in Not mit nachhaltigen Kampagnen und Projekten zu helfen. Grundlagen dafür sind wissenschaftliche Expertise, fundierte Recherchen sowie intensives nationales und internationales Lobbying. Der Fokus liegt auf Tieren, die unter direktem menschlichen Einfluss stehen: Streunerhunden und -katzen, Nutz-, Heim- und Wildtieren wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans aus nicht artgemäßer Haltung. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Großbritannien, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA und Vietnam sorgt VIER PFOTEN für rasche und direkte Hilfe für Tiere in Not. www.vier-pfoten.de