Füchse finden in der TIERART Wildtierstation von VIER PFOTEN ein sicheres Zuhause
VIER PFOTEN fordert im Vorfeld der Wahlen zum Europäischen Parlament ein EU-weites Verbot von Pelzfarmen
Hamburg, 08. Mai 2024 – Zwei gerettete ehemalige Pelzfarm-Füchse sind wohlbehalten in der TIERART Wildtierstation von VIER PFOTEN in Maßweiler, Rheinland-Pfalz angekommen. Die Zeit in Gefangenschaft auf polnischen Pelzfarmen hat bei Ronja und Tomek tiefe Spuren hinterlassen: Beide leiden unter Hüftproblemen und Ronja, eine Polarfüchsin, ist seit der Zeit auf der Pelzfarm auf einem Auge blind. In den nächsten Wochen werden die beiden Füchse von den Tierpflegern genau beobachtet und schließlich auf die Vergesellschaftung miteinander oder mit anderen Füchsen vorbereitet. Die Europäische Bürgerinitiative (EBI) „Pelzfreies Europa“ hat mit insgesamt über 1,5 Millionen Unterschriften, die der Europäischen Kommission im Jahr 2023 übergeben wurden, massive Unterstützung erhalten. Pelzfarmen sind jedoch in vielen EU-Ländern noch immer eine düstere Realität. VIER PFOTEN fordert ein vollständiges Verbot von Pelzfarmen und Pelzverkäufen in der EU.
Polen ist der größte Pelzproduzent der EU
Auf Pelzfarmen in Polen werden jährlich etwa 3,5 Millionen Tiere getötet. Der überwiegende Teil davon sind Nerze (etwa 3,4 Millionen Tiere), aber auch 30.000 Füchse und etwa 5.000 Marderhunde wurden 2022 für die Herstellung von unnötigen und leicht austauschbaren Modeartikeln geschlachtet. In Polen wird immer noch über ein nationales Gesetz zum Verbot der Pelztierzucht diskutiert.
„In der EU haben 19 Mitgliedstaaten bereits ein vollständiges (16) oder teilweises (drei) Verbot der Pelztierzucht verhängt, aber es gibt immer noch Länder, in denen diese grausame Industrie aktiv ist. Einer der Hauptverantwortlichen ist das Land Polen, woher diese beiden Füchse stammen. Ronja wird sich für den Rest ihres Lebens an ihre Herkunft erinnern, da sie in der Gefangenschaft eine Verletzung erlitten hat, die sie auf einem Auge erblinden ließ. Wir müssen daher noch genauer hinsehen und auf ein EU-weites Verbot der Pelztierzucht drängen, um Millionen von Füchsen, Nerzen und Marderhunden davor zu bewahren, als Kleidungsstück zu enden, nachdem sie lebenslanges Grauen erlitten haben", sagt Pietsch.
Die Stimmen von über 1,5 Millionen EU-Bürger:innen bleiben ungehört
Mit der beeindruckenden Zahl von 1 502 319 Unterschriften, die ein EU-weites Verbot von Pelzfarmen und -verkäufen fordern, ist die EBI „Pelzfreies Europa“ eine der erfolgreichsten Initiativen ihrer Art. Dennoch werden in vielen* EU-Ländern weiterhin Pelzfarmen betrieben, die für das Leid von Millionen von Tieren verantwortlich sind.
Pietsch fasst zusammen: „Der partizipative Teil einer EBI ist nur eine Seite der Medaille. Die andere ist, wie dieses demokratische Instrument seinen Weg in die Gesetzgebung findet, und die neuen EU-Institutionen müssen nach den EU-Wahlen im Juni 2024 ihre Arbeit gründlich machen. Die internationale VIER PFOTEN EU-Wahlkampagne #DoBetterForAnimals bietet tierliebenden Menschen die Möglichkeit, politische Kandidatinnen und Kandidaten aufzufordern, den Tierschutz zu berücksichtigen und dabei zu helfen, eine bessere Zukunft für alle Tiere in der EU zu schaffen.“
Hintergrund
In der EU werden Füchse gezüchtet und wegen ihres Fells getötet, insbesondere in Finnland, aber auch in Polen. Die Mehrzahl der in der EU gezüchteten Füchse sind Polarfüchse (Vulpes lagopus), die in der Pelzindustrie als Blaufüchse bezeichnet werden. Eine kleinere Anzahl von Rotfüchsen (Vulpes vulpes), die größtenteils als Silberfüchse bezeichnet werden, werden ebenfalls wegen ihres Fells gezüchtet. In der Pelzindustrie werden Füchse in Maschendrahtkäfigen im Freien oder in offenen Seitenställen gehalten. Die Käfige sind in der Regel in großen Reihen über dem Boden angebracht, die übliche Käfiggröße beträgt 0,8 m² für einen ausgewachsenen Fuchs. Die Käfige sind in der Regel nur mit einem Wassernapf ausgestattet. Schlafboxen werden nur den Weibchen während der Paarungszeit zur Verfügung gestellt. Wie Nerze müssen Füchse auf einem Drahtgitterboden leben und werden mit einem Futterbrei gefüttert, der auf die Käfigdrähte gestrichen wird. Durch das Leben auf einem Drahtgitterboden verletzen sich die Tiere oft an ihren Pfoten. Der Bewegungsmangel schädigt zusätzlich ihre Knochen. Entzündete Augen und andere Verletzungen wie deformierte Beine sind ebenso häufig. Die Sterblichkeitsrate ist bei Neugeborenen und Jungtieren hoch. Der Mangel an Rückzugsmöglichkeiten führt dazu, dass die Füchse extrem ängstlich sind. Im Alter von etwa sieben bis acht Monaten werden Füchse in der Regel durch Elektroschocks getötet, während sie mit Halszangen gefesselt sind.
*Gegenwärtig ist die Pelztierhaltung noch in Dänemark, Polen, Litauen (Verbot ab 2027), Griechenland, Finnland, Schweden, Spanien und Lettland (Verbot ab 2028) verbreitet.
TIERART Wildtierstation
Die TIERART Wildtierstation beherbergt und pflegt zahlreiche heimische Wildtiere wie Füchse, Dachse, Wildkatzen, Waschbären, Hasen oder Igel. Manche Schützlinge sind nur vorübergehende Gäste. Nachdem sie medizinisch versorgt wurden und wieder genesen sind, werden sie wieder in die Wildnis entlassen. Tiere, die nicht wieder in die freie Natur ausgewildert werden können, finden hier ein dauerhaftes, artgemäßes Zuhause.
Die TIERART Wildtierstation von VIER PFOTEN gibt auch Großkatzen, die unter mangelhaften Bedingungen in Zoos, Zirkussen oder in privater Gefangenschaft gehalten wurden, eine neue, artgemäße Heimat. Seit 2017 betreibt die TIERART Wildtierstation in Zusammenarbeit mit dem EU-LIFE-LUCHS-Projekt eine Auffangstation für Luchse. 2021 eröffnete auf dem Gelände der Wildtierstation die deutschlandweit erste Auffangstation für Luchswaisen. Hier werden verletzte oder verwaiste Luchse aus dem Wiederansiedlungsprogramm aufgenommen, gepflegt und anschließend in geeigneten Gebieten wieder ausgewildert.
Thomas Pietsch steht für Interviews zur Verfügung.
Eine Fotoauswahl von der Ankunft der Füchse in der TIERART Wildtierstation von VIER PFOTEN finden Sie hier.
Videomaterial von Pelzfarmen in Finnland und Polen können Sie hier downloaden.
Weitere Informationen über den Einsatz von VIER PFOTEN für Wildtiere finden Sie hier.
VIER PFOTEN ist eine international tätige Tierschutzorganisation mit Hauptsitz in Wien. Die 1988 von Heli Dungler und Freunden gegründete Organisation hat das Ziel, Tieren in Not mit nachhaltigen Kampagnen und Projekten zu helfen. Grundlagen dafür sind wissenschaftliche Expertise, fundierte Recherchen sowie intensives nationales und internationales Lobbying. Der Fokus liegt auf Tieren, die unter direktem menschlichen Einfluss stehen: Streunerhunden und -katzen, Nutz-, Heim- und Wildtieren wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans aus nicht artgemäßer Haltung. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Großbritannien, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA und Vietnam sorgt VIER PFOTEN für rasche und direkte Hilfe für Tiere in Not. www.vier-pfoten.de