Tigerin Charlota
Opfer des skrupellosen Wildtierhandels
Charlota hatte keinen guten Start ins Leben. Sie wurde im Frühjahr 2022 geboren und höchstwahrscheinlich für den Wildtierhandel gezüchtet. Üblicherweise werden die Jungtiere ihren Müttern bereits kurz nach der Geburt entrissen, um sie von Hand aufzuziehen und früh auf den Menschen zu prägen - so können Züchter die Tiere später besser als Haustiere oder an Zirkusse verkaufen.
Auch Charlota sollte ihr Leben als Haustier verbringen und wurde im Alter von wenigen Monaten von einer Privatperson gekauft. Doch die Tigerin hatte Glück im Unglück! Als der Halter Videos des weißen Tigerbabys im Internet veröffentlichte, wurden die zuständigen tschechischen Behörden auf den Fall aufmerksam und beschlagnahmten das Tier. Im Januar 2023 fand Charlota vorübergehend Unterschlupf im Zoo von Hodonín in Tschechien.
Lukratives Geschäft mit dem Außergewöhnlichen
Weiße Tiger sind eine sehr seltene Variante des Bengal-Tigers und kommen in freier Wildbahn in der Regel nicht mehr vor. Die letzten bekannten freilebenden Individuen wurden in den 1950er Jahren erlegt oder eingefangen, um zur Zucht eingesetzt zu werden. Aufgrund ihres einzigartigen äußeren Erscheinungsbildes haben weiße Tiger und Löwen einen kommerziellen Wert, so dass Zucht und Handel mit den seltenen Großkatzen florieren. Doch der Preis, den die Tiere zahlen, ist hoch!
Das Leid hinter der Schönheit
Um weiß gefärbte Jungtiere zu erhalten, müssen beide Elterntiere ein seltenes genetisches Merkmal im Erbgut tragen. Diese Genmutation beeinflusst die Produktion bestimmter Farbpigmente. Das Ergebnis sind Tiger mit weißem Fell, blauen Augen, rosa Nase und rosa Ballen unter den Tatzen. Die Streifenzeichnung ist dunkel gefärbt. Weiße Tiger sind demnach keine vollständigen Albinos!
Das Verpaaren miteinander verwandter Tiere über viele Generationen hinweg ist eine gängige Praxis, um Tiere mit dieser seltenen Farbe zu produzieren, trotz der negativen Auswirkungen auf ihre Gesundheit und ihr Wohlergehen. Nicht selten kommt es zu Totgeburten, Missbildungen, Kleinwuchs oder sonstigen inzuchtbedingten körperlichen Merkmalen und Schäden.
Charlotas auffälliges Schielen ist höchstwahrscheinlich eine Folge der Inzucht und eine traurige Erinnerung an den Preis, den Tiere wie sie für die menschliche Habgier bezahlen müssen.
Charlotas Schielen ist höchstwahrscheinlich das Ergebnis von Inzucht
Charlotas Reise in ein neues Leben
Nach ihrer Beschlagnahmung konnte Charlota glücklicherweise vorübergehend an einem sicheren Ort im Zoo von Hodonín untergebracht werden. Bei der Suche nach einem dauerhaften Zuhause für die weiße Tigerin bot VIER PFOTEN den tschechischen Behörden Hilfe an und bereitete umgehend Charlotas Umzug in die TIERART Wildtierstation vor.
Am 26. Juli 2023 war der große Tag endlich gekommen und Charlota durfte ihre Reise nach Maßweiler antreten. Neben dem TIERART-Team begleitete auch Charlotas vertrauter Pfleger die 12-stündige Fahrt in ihr neues Zuhause.
Nachdem sich Charlota knapp zwei Tage im Innengehege an ihre neue Umgebung gewöhnen konnte, durfte sie schließlich erstmals ihre Außenanlage erkunden. Ihre anfängliche Unsicherheit legte sich schnell und bereits nach einer Stunde spielte die junge Tigerin ausgelassen mit Pappkartons, Jutesäcken und Schafswolle. Sogar ein erstes Bad im Pool ließ sie sich nicht ergehen.
Fakten über Charlota
- Ich komme aus: illegaler Privathaltung in Tschechien
- Am liebsten fresse ich: Rindfleisch
- Ich bin: eine verspielte und aufgeweckte Tigerin, die jeden Tag etwas Neues entdecken möchte
- Besonderes Kennzeichen: neben meinem schneeweißen Fell habe ich blaue Augen und Silberblick
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