Über Waschbären – auch "Procyon lotor" genannt
Braunbär und Waschbär sind nicht näher verwandt
Waschbären gehören zur Familie der Kleinbären, sind jedoch keine „kleinen Bären“! Ihr Körperbau ähnelt zwar dem eines Großbären und auch gehören beide zu den Raubtieren, aber die Ähnlichkeit beruht lediglich auf der Anpassung an eine vergleichbare Lebensweise.
Das dichte, wasserabweisende Fell des Waschbären ist meist dunkelgrau, jedoch gibt es auch bräunliche, beige oder schwarze Farbvarianten. Immer jedoch zeigt er die markante schwarze Gesichtsfärbung, die an eine Augenmaske erinnert. Bei einer Körperlänge von 40-70 cm und einer Schulterhöhe von bis zu 35 cm wiegt ein erwachsener Waschbär in der Regel zwischen 5 und 10 kg. Der buschige Schwanz mit der typischen Streifenzeichnung wird etwa 25 cm lang.
Waschbären besitzen einen ausgezeichneten Tastsinn. Seine Vorderpfoten mit den fünf sehr beweglichen Fingern sind extrem sensibel. Mithilfe zusätzlicher langer Tasthaare (Vibrissen) über den Krallen können Objekte schon erkannt werden, bevor sie der Waschbär anfasst. Die visuelle Wahrnehmung spielt für den Waschbären nur eine untergeordnete Rolle, und sie ist auch nicht extrem gut ausgebildet. Das Hörvermögen hingegen ist sehr gut, so dass auch Geräusche von Insekten oder Würmern unter der Erde wahrgenommen werden können. Der Geruchssinn spielt eine wichtige Rolle bei der Kommunikation unter Artgenossen. Drüsensekrete, Urin und Kot werden als Duftmarken eingesetzt.
Wissenschaftlich
Ordnung | Raubtiere (Carnivora) |
Überfamilie | Hundeartige (Canoidea) |
Familie | Kleinbären (Procynoidae) |
Gattung | Waschbären (Procyon) |
Art | Waschbär |
Wissenschaftlicher Name | Procyon lotor (Linnaeus, 1758) |
Der Waschbär gehört innerhalb der Überfamilie der Hundeartigen zu den Kleinbären. Weitere Familien innerhalb dieser Gruppe sind unter anderem die Hunde, Bären, Stinktiere, Ohrenrobben und Marder. Von den Vertreten der Schwesterngruppe der Katzenartigen (Feloidea) unterscheiden sich die Hundeartigen unter anderem durch die nicht einziehbaren Krallen.
Schon gewusst…?
Wie sieht die Lebensweise eines Waschbären aus?
Der bevorzugte Lebensraum des Waschbären sind Laub- und Mischwälder. Bei drohender Gefahr klettert er blitzschnell auf Bäume und richtet dort auch seine Wurfhöhlen für die Jungtiere ein. Waschbären sind gute Schwimmer, suchen die Nähe zum Wasser, wo sie den Hauptteil ihrer tierischen Nahrung finden. Die dämmerungs- und nachtaktiven Tiere verbringen den Hauptteil des Tages schlafend in Baumhöhlen.
Der Waschbär ist ein Allesfresser und sehr anpassungsfähig. Seine Hauptnahrung besteht insbesondere im Frühjahr aus Wirbellosen (Insekten, Schnecken, Käfer, Regenwürmer etc.). Im Herbst nehmen die Tiere vermehrt kalorienreiche pflanzliche Kost auf (Baumfrüchte, Obst, Nüsse etc.), um genügend Fettreserven für die Winterruhe anzusetzen. Des weiteren stehen Fische, Muscheln, Krebse und auch Frösche auf dem Speiseplan des Kleinbären. Mäuse und Vögel werden eher selten gefressen, da der Waschbär eher ein „Sammler“ als ein aktiver „Jäger“ ist.
Waschbären sind keine Einzelgänger, sondern sie leben in lockeren Verbänden. Mehrere Individuen nutzen gemeinsame Streifgebiete, sowie Futter- und Schlafplätze. Während der Paarungszeit im Februar umwerben die Männchen ihre potentiellen Partnerinnen an bestimmten Sammelplätzen, an denen die empfängnisbereiten Weibchen zusammenkommen. Die Paarung erstreckt sich dann über eine Periode von mehreren Tagen. Nach einer Tragzeit von etwa 65 Tagen bringt das Weibchen im Schnitt 3-4 blinde Jungtiere zur Welt, die gut 3 Monate lang von ihr gesäugt werden. Die Wurfhöhlen befinden sich nicht selten in Höhen zwischen 10 und 25 m. Solche Baumhöhlen sind für die Jungtiere ideal, da sie vor Feinden und Witterung schützen. Nach ca. 3 Wochen öffnen die Kleinen die Augen und im Alter von gut 2 Monaten verlassen sie erstmals mit der Mutter die Wurfhöhle. Bis zum Herbst bleiben die Jungtiere bei der Mutter und gehen dann langsam eigene Wege.
Wo leben Waschbären?
Waschbären sind ursprünglich in Nordamerika heimisch und erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts auch in Europa und Japan verbreitet, wo sie für die Pelzindustrie gehalten und gezüchtet wurden. Vereinzelte Tiere entkamen aus solchen Zuchtfarmen und vermehrten sich in freier Wildbahn.
Wie wurde der Waschbär in Deutschland heimisch?
In den 20er Jahren wurde der Waschbär auch nach Deutschland eingeführt. Von da an wurden diese Tiere einerseits in Pelztierfarmen gezüchtet, andererseits aber auch vorsätzlich ausgewildert mit dem Ziel, sie in Deutschland anzusiedeln und später zu bejagen.
Im Jahre 1934 wurden zwei Waschbärpärchen mit offizieller behördlicher Genehmigung am Edersee (Nordhessen) ausgewildert. Zunächst stellte man die Art sogar unter Naturschutz, um deren Vermehrung und Verbreitung zu begünstigen. Die anpassungsfähigen Allesfresser fanden in unseren Breiten in der Tat äußerst passende Bedingungen dazu vor: ein reichhaltiges Nahrungsangebot, gemäßigtes Klima, baumreiche Vegetation und kaum natürliche Feinde. Demnach vermehrten sich die Waschbären deutlich stärker als man wohl vermutet hatte. Höchstwahrscheinlich lässt sich die gesamtdeutsche Waschbärenpopulation letztlich auf diese beiden ausgesetzten Paare, sowie eine Gruppe von mehr als 20 Tieren zurürckführen, welche gegen Ende des Krieges aus einer Pelzfarm bei Berlin entkommen konnten.
Ab 1990, nach dem Fall der Mauer, konnten die westliche und östliche Population zusammenwachsen. Dennoch bleiben die Gebiete in Hessen und Brandenburg bis heute die Verbreitungsschwerpunkte des Waschbären innerhalb Deutschlands.
Waschbären gelten als invasive Tiere in der EU
Bei TIERART werden knapp 30 Waschbären dauerhaft gepflegt. Die Auswilderung dieser Tiere ist verboten, so dass Waschbären, welche einmal in menschliche Obhut genommen wurden, dort bleiben müssen.
Die Kosten für den Bau neuer Gehege, Futter, Kastration, Entwurmung, sonstige Medikamente und Tierpflegepersonal müssen wir über Spenden finanzieren.